Wir als Gesellschaft werden immer moderner, immer digitaler und – seien wir ehrlich – auch immer bequemer. Diesen „Trend“ folgen auch seit Anfang der 2010er Jahre immer mehr sogenannte Neobanken (altgriechisch néos „neu, neuartig“). Diese Banken agieren ausschließlich online, ohne Filialen oder eigene Geldautomaten. Bekannte Neobanken sind N26, Revolut oder auch bunq – und genau um bunq soll es hier gehen.
Die bunq B.V. ist eine Bank mit Ihrem Hauptsitz in den Niederlanden, die 2012 gegründet wurde und seit 2014 eine sogenannte Vollbanklizenz besitzt. Dadurch kann sie nahezu alle klassischen Finanzgeschäfte anbieten. Ich selbst bin erst seit Anfang 2023 eigenständiger bunq-Nutzer, hatte jedoch schon Jahre zuvor Erfahrungen mit der Bank machen können.
Alles begann irgendwann 2019, als ich ein Video sah, in dem bunq und Apple Pay in Deutschland vorgestellt wurden. Meine Eltern waren damals auf der Suche nach einer guten Debit-Mastercard und da ihre Hausbank keine zufriedenstellenden Optionen anbot entschieden sie sich nach dem Video, was ich ihnen gezeigt hatte, dazu, ein Konto bei bunq zu eröffnen. Der Prozess war superschnell und unkompliziert: keine langen Wege über Postident oder irgendwelche Papier Formulare – alles lief einfach direkt in der App.
Damals waren wir begeistert von den vielen Funktionen, die bunq anbot: kostenlose Echtzeitüberweisungen, Push-Benachrichtigungen über sämtliche Kontobewegungen und die Möglichkeit, Unterkonten zu erstellen – all das war für uns neu.
So bekam ich eben auch meine erste eigene Mastercard, die an ein eigenes Unterkonto gekoppelt war. Leider konnten meine Eltern zwar meine Ausgaben sehen, das war aber für mich kein Problem, denn so hatte ich dennoch schon früh die Möglichkeit, selbstständig online zu zahlen und bargeldlos unterwegs zu sein.
Als bunq meinen Alltag vereinfachte
Als ich später anfing, eigenes Geld zu verdienen, eröffnete ich flugs einen eigenen bunq-Account und legte gleich drei Unterkonten an: eines für Fixkosten, eines zum Sparen und eines für tägliche Ausgaben. Dann stellte ich noch ein, dass die Gehaltseingänge automatisch auf die Unterkonten verteilt werden, sodass ich mich nach dem ersten Einrichten um nichts mehr kümmern musste und den Rest sorgenfrei ausgeben konnte. Der Slogan von bunq „Makes life easy“ passte also perfekt.

Erste Probleme mir bunq
Doch trotz der ganzen Freude und dem einfach gemachten Leben kamen relativ schnell die ersten Probleme. Als ich im Baumarkt im Nachbar Dorf mein Handy ans Kartenterminal hielt, hörte ich nur ein dü-dü: „Karte nicht bekannt.“ Die Kassiererin fragte, welche Karte ich denn da verwenden wolle. Meine Antwort „Mastercard“ führte nur zu einer patzigen Info, dass hier ausschließlich Girokarten akzeptiert würden, da bei Kreditkarten die Gebühren zu teuer wären. Glücklicherweise hatte ich zwar noch Bargeld dabei, aber die Situation war mir peinlich. Fairerweise kann natürlich niemand, außer der Baumarkt, etwas dafür, dass keine Mastercard akzeptiert wird – ärgerlich war es aber dennoch.
Ein weiteres Problem erlebte ich in Venlo, einer Stadt nahe der deutsch-niederländischen Grenze. Dort wollte ich in einem Supermarkt mit meinem Handy zahlen, doch die Zahlung wurde auch abgelehnt. In Echtzeit bekam ich auch eine Benachrichtigung, weshalb das passierte: Die Zahlung wurde aus Sicherheitsgründen abgelehnt. Obwohl ich alle relevanten Einstellungen überprüft hatte, funktionierte nur die physische Karte. Der Kundenservice erklärte mir später auf Nachfrage, dass dies in Grenzregionen manchmal vorkäme – ein bekannter Bug, an dem gearbeitet werde. Nicht schlimm, aber dennoch ärgerlich für eine Bank, die sich als reisetauglich bewirbt.
Von nützlich zur „Super-App“
Was mich an bunq in letzter Zeit jedoch wirklich am meisten stört, ist, wie sich die App entwickelt hat. Früher stand alles im Zeichen einfacher Bankgeschäfte, doch mittlerweile erinnert die App eher an so eine chinesische Super-App: Ein Glücksrad hier, CO₂-Kompensation da und eine KI, die meine Ausgaben analysiert – vieles davon brauche ich schlicht nicht. Mit dieser Meinung bin ich aber auch nicht ganz allein, bereits einige Male habe ich im Forum der App gelesen, dass andere Nutzer*innen sich auch wieder die „alte“ einfache bunq wünschen.
Mit dem Premium-Plan für 18,99 € im Monat (bunq Elite) gibt es mittlerweile Funktionen, die ich von einer Bank nicht erwarte und auch nicht brauche – etwa gratis eSIMs für Reisen, Reiseversicherungen oder Bonussysteme. Es gibt aber zum Glück auch einen günstigeren Plan (Bunq Pro) für 9,99 € bei dem man eben die keine gratis eSIMs oder Reiseversicherungen hat. Diesen Plan nutze ich auch, denn möchte einfach nur eine Bank, die mein Geld verwaltet, Überweisungen ermöglicht und idealerweise ein Aktiendepot mit sich bringt, damit ich meine Finanzen an einem Ort gebündelt habe. Nach eigenen Angaben arbeite man schon mit Hochdruck daran die Aktien-Funktion, die bereits unteranderem in den Niederlanden und Frankreich verfügbar ist, auch nach Deutschland zu bringen.
Warum ich trotzdem bleibe
Dennoch werde ich (erstmal) bunq- bleiben. Ich mag einfach die Möglichkeit, das virtuelle Wechselgeld automatisch auf den nächsten Euro aufzurunden und zu sparen. Ich finde es auch supergut, dass ich z.B. meinem Vater (ein bunq-Nutzer) eine Anfrage senden kann, nachdem ich ihm etwas ausgelegt und er das einfach per Fingerdruck in seiner App bestätigen kann. Diese kleinen Features machen meinen Alltag einfacher und sind das, was ich von meiner Hauptbank möchte. Man hat sich einfach über die Zeit so sehr verzettelt mit den ganzen Features, dass leider aus dem Blick verloren wurde, was die Nutzer*innen möchten: einfaches und zuverlässiges Banking – ganz ohne KI und Glücksrad.
Bildquellen: bunq
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